Seminar für die Lektoren der Pfarreiengemeinschaft

„So hab‘ ich das noch nicht gelesen!“

Frau Dr. Lioba Faust schult Lektorinnen und Lektoren der Pfarreiengemeinschaft Windischeschenbach-Neuhaus

18.05.2019

Der Gesamtpfarrgemeinderat und die Kirchenverwaltung Windischeschenbach organisierten für alle Lektorinnen und Lektoren unserer Pfarreiengemeinschaft ein gemeinsames Seminar unter dem Motto: „Mit Würde am Tisch des Wortes lesen“.

Frau Dr. Lioba Faust, Coach für Stimme und Rhetorik, zeigte interessierten Lektorinnen und Lektoren der Pfarreiengemeinschaft neue Wege des Vor-Lesens im Rahmen ihrer Aufgabe. „Sie sind Sprachrohr Gottes“, motivierte sie.

Das wurde den Lektoren erstmal wieder einmal so richtig bewusst: Was tue ich eigentlich, wenn ich die Lesung übernehme? Wie wirke ich, wenn ich da vorne stehe? Was lese ich eigentlich vor?

Frau Dr. Faust machte deutlich, dass neben dem flüssigen Lesen vor allem der Sinn wichtig sei. In den Lesungstexten stehe eine Botschaft, manchmal auch ein konkretes Bild, das sich die Gemeindemitglieder in diesem Moment der Verkündigung vorstellen können. „Daran knüpfen Sie mit ihrer Stimme an.

Oftmals ist es so, dass man kurz vor einem speziell von einer Gruppe gestalteten Gottesdienst gefragt wird: „Mensch, du kannst doch lesen. Kannst du die Lesung übernehmen?“ Klar – vorlesen das sollte jeder können, aber ohne eine ausreichende Vorbereitungszeit, in der versucht wird, den Text zu verstehen, ist es oftmals schwierig die Botschaft hinter dem Text hervorzuholen.
Dabei ist der Dienst des Lektors von großer Bedeutung: Vor dem 2.Vatikanum war es undenkbar, dass ein Laie vom Ambo aus der Bibel las. „Jetzt ist es uns als Laien aber möglich und das ist gut so.“ Faust setzte sich in ihrem Studium mit Sprache, Phonetik und Aussprache auseinander, und schult u.a. Lektoren und Redner.

Dr. Lioba Faust ermutigte die Lektoren im theoretischen Teil, sich mit der Botschaft, die man in diesem Moment verkünden darf, genauer auseinander zu setzen; sich vorzubereiten – und das nicht erst 10 Minuten vor Gottesdienstbeginn unter Zeitdruck.

 

Sie gab auch wichtige Hintergrundinformationen: Wie kann ich Sätze lesen? Wann mache ich Pausen? Was betone ich im Satz? Dies passiert oft im Unterbewussten, kann aber auch gezielt trainiert werden.

Faust zeigte auf, wie man Lesungstexte richtig untergliedert und dass ein Komma auch als ein Punkt gelesen werden kann, je nachdem, ob ein Gedanke bereits zu Ende ist oder ob es sich um eine Satzergänzung oder um einen Einschub handelt. Mit diesem neuen Wissen ausgestattet, erscheinen Texte plötzlich in einem anderen Licht und werden so auch von den Zuhörern besser verstanden.

Im Anschluss fand der praktische Lese-Teil in der Pfarrkirche statt. Jeder Lektor bekam einen Text, den er wie gewohnt vorlesen sollte. Wer wollte, wurde mit der Videokamera gefilmt. Danach wurden die Aufnahmen der einzelnen Vorleser in der Runde ausgewertet. Durch die Videoaufzeichnung bekamen die Anwesenden einen guten Einblick über Aussprache, Wirkung und Flüssigkeit des Vortrages.

Im ersten Moment war es für die Teilnehmer etwas befremdlich, da man sich selbst nicht oft auf Band hört – und vor allem sieht: „Ich hätte nicht gedacht, dass sich meine Stimme so schrecklich anhört.“, lachte einer der Lektoren.

Schnell fand man aber auch selbst heraus, was man anders machen könnte – Andere Betonung, angemessenes Lesetempo, etwas herausarbeiten, wohldosierter Blickkontakt, etc.  Zusätzlich gab Frau Dr. Lioba Faust individuelle hilfreiche Tipps, was man besser machen könne: Denn lesen ist nicht gleich lesen und muss erst mal geübt werden.

Am Ende dieses Tages waren Sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig: dieser Vormittag war hochinteressant und längst überfällig.

 

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