Hoffnungsvolle Zukunfts-
wünsche und unvorstellbare Einzelschicksale
Überwältigende Beteiligung beim Begegnungsnachmittag des Pfarrgemeinderates – Gemeinsames Essen zur Völkerverständigung
10.04.2016
Mit etwa 50 Personen hatte das Organisationsteam des Begegnungsnachmittages im Vorfeld vorsichtig gerechnet. Dass daraus dann weit mehr wurden, überraschte am Ende nicht nur die Ehrenamtlichen aus dem Pfarrgemeinderat von St. Emmeram und Hl. Geist. Als hätte jemand eine Schleuse geöffnet, füllten sich dank des überwältigenden Interesses sowohl auf Migranten- als auch Bevölkerungsseite nicht nur die vorbereiten Plätze im Windischeschenbacher Pfarrheim. Auch an die eilends aufgestellten weiteren Tische gesellten sich zahlreiche Besucher. „Ich freue mich, dass so viele gekommen sind“, begrüßte Pfarrer Hubert Bartel als Hausherr die etwa 100 in- und ausländischen Gäste. Auch Bürgermeister Karlheinz Budnik hieß beide Seiten herzlich willkommen. Er zog dabei Parallelen zwischen der Situation seines Vaters bei der Vertreibung während des Zweiten Weltkriegs und der Flüchtlingssituation heute. „Sie haben es nicht ganz so einfach wie die Leute damals, wenn Sie als Gäste in unser Land kommen“, richtete sich das Stadtoberhaupt mit Hinblick auf die andere Sprache, die andere Religion und die andere Kultur an die anwesenden Asylsuchenden. Dass sich die Migranten trotz alledem im Stadtgebiet wohlfühlen, verdeutlichten sie bei ihrer anschließenden kurzen Vorstellung. „Ich mag alle Leute hier“, richtete sich Akram Hatam Muhamed, der mit seiner fünfköpfigen Familie vor neun Monaten aus dem Irak nach Deutschland gekommen war, an die Versammlung, „Sie sind meine neue Familie.“ „Alles ist gut hier“, bekräftigte auch Karim Nizamidin Haydari, „nur die Sprache ist sehr, sehr schwierig.“ Dennoch erzählte der Jugendliche aus Afghanistan, der vor sieben Monaten angekommen ist, in bemerkenswert gutem Deutsch, dass er gerne das Abitur machen und im Anschluss studieren würde. Auch seine sechs Mitbewohner in der Neuhauser Wohngruppe für unbegleitete Jugendliche arbeiten zielstrebig an einer besseren Zukunft. So berichtete Maba Kante aus Mali stolz von seinem Lehrvertrag bei der Firma Volante. Der 18jährige Yohans Hagog dagegen strebt, wie er am Tisch erzählt, eine Ausbildung zum Mechatroniker an. Dass er dafür nach seinem knapp zweijährigen Aufenthalt bereits ausreichend Deutschkenntnisse gesammelt hat, bewies der Jugendliche aus Eritrea durch seine souveränen Dolmetscherdienste während der Veranstaltung. „Um ein Kind groß zu ziehen, braucht man ein ganzes Dorf“, stellte Betreuerin Sonja Kaatz aus der Wohngruppe in Neuhaus treffend fest. „Ich könnte meine Arbeit nicht leisten, ohne die Unterstützung, die uns von vielen Seiten entgegengebracht wird“, so die Pädagogin. Sie lobte zudem das friedliche Miteinander und die herzliche Aufnahme, die den Jugendlichen im Stadtgebiet entgegengebracht werden. Keine Berührungsängste gab es auch während des Kennenlern-Nachmittags, der unter dem Motto „Begegnung auf Augenhöhe“ stand. So entwickelten sich schnell rege Gesprächen zwischen den in- und ausländischen Teilnehmern an den Tischen. Dabei kamen sich die Gruppen einerseits bei eher belanglosen Themen näher, andererseits erfuhren die Windischeschenbacher aber auch, mit welchen unvorstellbaren Einzelschicksalen die Migranten zu kämpfen haben. Das gemeinsame Essen am reichhaltigen Buffet, welches die Veranstalter vorbereitet hatten, kurbelte die Völkerverständigung zusätzlich an. Dass Sport ohne große Worte verbindet, bewiesen die in- und ausländischen Kinder und Jugendlichen. Gemeinsam vergnügten sie sich in gemischten Mannschaften beim Fußball vor dem Pfarrheim.