Die Kirche St. Emmeram in Windischeschenbach
Die Stadtpfarrkirche in Windischeschenbach ist dem Heiligen Emmeram geweiht. Im Laufe der tausendjährigen Geschichte der Pfarrei erfuhr das Gotteshaus zahlreiche Umbauten bzw. Neubauten. Ende des 15. Jahrhunderts ersetzte man die romanische Kirche durch einen gotischen Neubau.
Im Jahre 1701 übernahm Dr. Georg Simon von Boslarn die Pfarrei. In seiner Amtszeit wurde die Kirche um ein Drittel verlängert und 1738 mit einem Kreuzweg ausgestattet.
Am Pfingstmontag. den 12. Juni 1848, wütete in Windischeschenbach ein großes Feuer. Auch die Pfarrkirche brannte bis auf die Grundmauern völlig nieder. Lediglich das Altarbild des St. Emmeram und einige Statuen konnten gerettet werden. Der anschließende Wiederaufbau verpasste dem Turm ein Spitzdach anstelle des früheren Zwiebelturmes und eine Turmuhr.
In den folgenden Jahren setzte man alles daran, die Kirche zu vollenden. So wurde der gotische Hochaltar vom Kloster Metten in der Emmeramskirche mit dem aus dem Brand gerettetem Altarbild errichtet. Für die Gläubigen wurde eine zweite Empore unterhalb der Empore für Orgel und Sänger errichtet.
Nachdem im 18. Jahrhundert die Kirche bereits erweitert wurde, musste Pfarrer Johann Baptist Roeseneder 1934 die für die 4.000 Katholiken viel zu kleine Kirche um zwei Seitenschiffe erweitern.
Unter Pfarrer Johann Baptist Birner (1883-1895) wurde das Gotteshaus mit zwei bunten Glasfenstern links und rechts des Hochaltares versehen. Außerdem wurde das alte Altarbild des Heiligen Emmerams 1889 durch ein neues Altarbild des Kunstmalers Ernstberger ersetzt.
Eine komplette Umgestaltung erfuhr das Gotteshaus 1956 unter Pfarrer Rösch. Er ließ die gotischen Altäre und die Kanzel entfernen und ließ einen neuen Hochaltar, der Christus als König darstellt, errichten. Die gemalten Fenster hinter dem Hochaltar wurden durch neue lichtgünstigere Fenster ersetzt.
Einen entscheidenden Eingriff erfuhr die Stadtpfarrkirche 1973 unter Stadtpfarrer Heinrich Kordick. Er ließ in der Kirche die sehr dicken Mauerpfeiler, die die Sicht der Gläubigen behinderte, durch schmale Stahlstützen ersetzen. Dieser Eingriff in die Statik der Kirche war nicht ungefährlich, da ein Einstürzen der gesamten Kirche möglich gewesen wäre. Aber die Stahlstützen hielten stand und es konnte nicht einmal ein Haarriss in der Wand entdeckt werden.
Desweiteren wurde eine neue freigespannte und geknickte Empore errichtet, sowie die in der Kirchenrückwand befindliche zugemauerte Rosette geöffnet und mit einem neuen Glasfenster versehen.
Außerdem wurde im Hauptschiff eine neue Holzdecke angebracht. Bei diesem Umbau bekam die Kirche auch neue Bänke, die nun 500 Gläubigen Platz bieten. Dabei verlor die Kirche ihren Mittelgang.
Im Herbst 1979 erfuhr die Emmeramskirche unter Pfarrer Franz Reich eine Außenrenovierung. Es musste dabei der morsche und hohle Putz komplett erneuert werden. Außerdem wurde das Kirchendach umgedeckt und die schadhaften Stellen ausgebessert. Eine neue Pfeifenorgel bekam die Pfarrkirche im Sommer 1984.
Stadtpfarrer Konrad Nesner ließ die Emmeramskirche 1998 im Innenraum renovieren.
Dabei wurde das übertünchte Mosaik an der Wand hinter dem Hochaltar freigelegt.
Es zeigt ein Sinnbild für den Dreifaltigen Gott: Dreieck, Taube und Kreuz
stehen für Gott Vater, den Heiligen Geist und Jesus Christus.
Der Kreuzweg im Hauptschiff ist als Wandmalerei gestaltet. Die 15 Stationen wurden bei der Renovierung mit verschiedenen Abstufungen der Farbe Rot gestaltet.
Der Schutzpatron der Kirche ist der Heilige Emmeram. Die Darstellung des Märtyrers findet sich über dem rechten Seitenaltar, ebenso ein kleiner Schrein mit einer Reliquie des Heiligen.
Am Hauptaltar ist Christus als König dargestellt. Zwei Engel mit Posaunen weisen auf die Wiederkunft und die ewige Königsherrschaft Christi hin.
Den Rundbogen zum Altarraum zieren die Abbildungen verschiedener Heiliger, die für die Pfarrei St. Emmeram von wichtiger Bedeutung sind. Die Heiligen sind mit ihren Attributen dargestellt, die auf bedeutende Ereignisse aus ihrem Leben hinweisen oder aber zeigen, wodurch sie den Märtyrertod erleiden musste.
Von links nach rechts sind zu sehen:
… die Heilige Elisabeth mit Kelch und Turm – Schutzpatronin von Haus St. Elisabeth
… St. Nikolaus mit Bischofsstab und drei Goldkugeln – Schutzpatron der Kirche in Bernstein
… St. Emmeram mit Leiter und Lanze – Kirchenpatron der Pfarrkirche in Windisch-Eschenbach
… der Heilige Josef mit Säge und Axt
… die Heilige Maria – ihr zu Ehren wurde die Maria-Hilf-Kirche in Gleißenthal erbaut
… Johannes der Täufer – er trägt einen Kreuzstab und weist auf das Lamm – das Exerzitienhaus Johannisthal ist nach ihm benannt
… der Heilige Andreas mit dem x-förmigen Andreaskreuz – ihm ist die Kirche in Püllersreuth geweiht
… die Heilige Agatha mit Zange und Fackel – sie ist die Schutzheilige von St. Agatha in Neuhaus
… St. Wolfgang mit Kirche – er ist Patron und Schutzherr der Diözese Regensburg
… Nikolaus von der Flüe mit Stab und Rosenkranz – er wurde Kirchenpatron in Dietersdorf
In der Mitte des Heiligenbogens ist Jesus Christus als das Lamm zu sehen, welches das Buch mit den sieben Siegeln öffnet, wie es der Evangelist Johannes in der Offenbarung beschreibt.
Der rechte Seitenaltar ist der Gottesmutter Maria geweiht. Maria wird als Strahlenkranz-Madonna mit dem Jesuskind dargestellt.
Hier haben Kirchenbesucher auch die Gelegenheit, ein Opferlicht zu entzünden. Wer möchte, kann im Anliegenbuch seine Bitte, seinen Dank oder einfach einen Gruß notieren.
Ein Vesperbild an der Wand zum Altarraum erinnert an das Leiden Christi und den Schmerz der Gottesmutter. Maria hält ihren toten Sohn ein letztes Mal auf dem Schoß. In der bildenden Kunst wird diese Darstellung auch “Pieta” genannt.
Auf den Stufen zum Altarraum ist eine Christus-Statue zu sehen.
Außerdem sind im Kirchenraum sind die Statuen von vier Heiligen zu finden, die von vielen Gläubigen als besondere Fürsprecher angerufen werden: der Hl. Josef, die Hl. Rita, Bruder Konrad und der Hl. Antonius.
Zwei Grabplatten in den Wänden der Seitenschiffe erinnern an geachtete Personen aus längst vergangener Zeit. Die Grabplatte der Freifrau Anna von Herdegen ist datiert von 1717.
Ebenfalls ein Relikt aus alter Zeit sind acht Zunftstangen. Sie gehörten den verschiedenen Handwerksberufen, die in Zünften zusammengeschlossen waren. Bei der Flur- und Fronleichnamsprozession trugen die Handwerker ihre Zunftstange mit, auch bei der Beerdigung eines Zunft-Mitglieds. Heute sind aus den Handwerkervereinigungen die Innungen geworden.
Die Schilder an den Zunftstangen zeigen jeweils das Zunftzeichen der Handwerker.
Wer sich Zeit für einen Rundgang durch die Pfarrkirche St. Emmeram nimmt, kann noch viele weitere interessante Entdeckungen machen:
Unter Pfarrer Markus Schmid kam es während seiner Amtszeit ebenfalls zu einigen Veränderungen im Kirchenraum. Ein Kreuz mit Christus, dem Auferstandenen, das aus der ehemaligen Taufkapelle stammt, wurde im Jahre 2007 restauriert und fand einen neuen Platz an der Empore.
Das vorhandene Taufbecken wurde künstlerisch zu einem Taufbrunnen umgestaltet. Durch das “lebendige” Wasser wird deutlich, dass Gott eine sprudelnde Quelle ist, die Kraft und Leben spendet.
In unmittelbarer Nähe des Taufbrunnens ließ er eine Wandnische schaffen, in der die Heiligen Öle aufbewahrt werden: Chrisam, Katechumenenöl und Krankenöl.
An der Rückseite der Pfarrkirche findet sich in einer Wandnische eine Ölberg-Darstellung. Die Szene stellt figürlich dar, wie Jesus in der Nacht vor seiner Kreuzigung im Garten Gethsemane betet. Zu sehen ist eine Jesusfigur sowie der Engel, der Jesus in seiner Angst stärkt und zugleich den Kelch reicht.
Im 16. Jahrhundert besaß fast jede katholische Pfarrkirche eine Ölberggruppe als Relief oder plastische Darstellung. In den 1950er Jahren entfernte man leider viele dieser volkstümlichen Kunstwerke. Glücklicherweise blieb die Ölberg-Darstellung in Windischeschenbach erhalten.
Jedes Jahr am Gründonnerstag begleiten die Gläubigen der Pfarreiengemeinschaft nach dem Abendmahlsgottesdienst das Allerheiligste hinaus zum Ölberg und feiern an dieser Stelle die Ölbergandacht. „Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ – dieser Gesang aus Taize und die Texte aus dem Evangelium veranschaulichen den Mitfeiernden die Geschehnisse jener Nacht.
Pfarrer Markus Schmid richtete im Jahr 2005 am Fuße des Kirchturmes einen Gebetsraum ein. Bis in die siebziger Jahre wurde der Raum mit seinem wunderschönen Gewölbe noch als Taufkapelle genutzt. Im Zuge der Innenrenovierung des Gotteshauses wurde der Taufstein jedoch in das Kircheninnere versetzt und aus der ehemaligen Taufkapelle wurde eine Abstellkammer.
Durch den tatkräftigen Einsatz vieler jugendlicher Helfer aus den Reihen der Pfadfinder, Ministranten und der Landjugend wurde aus dem Lagerraum ein wunderschöner Ort des Schweigens und der Besinnung. Die Ausstattung des Raumes orientiert sich am Vorbild des Klosters Taize: mit Taize-Kreuz und mit einfachen Kaminsteinen, die mit Kerzen bestückt, der Kapelle eine spirituelle Atmosphäre verleihen.
Einmal monatlich treffen sich die Taize-Begeisterten der Pfarreiengemeinschaft zum gemeinsamen Gebet. Aber auch zum stillen Verweilen für einzelne Kirchenbesucher ist der Gebetsraum immer geöffnet. Der Zugang erfolgt über den Altarraum.
Seit dem Jahr 2007 gibt es in einem der Gewölbe in der Kirchenmauer am Lehnerberg eine Lourdes-Grotte. Die Idee dazu stammt von Kirchenpfleger Bertwin Fleck, der diesen langgehegten Wunsch in Eigenleistung und mit Hilfe seiner Stammtisch-Kollegen in die Tat umsetzte.
Finanzielle Unterstützung kam dabei vom Katholischen Frauenbund, der die nicht unerheblichen Kosten für die Restaurierung der Figuren der Muttergottes und der Bernadette übernahm. Über zwei Jahrzehnte lang waren die Figuren aus der ehemaligen Marienkapelle auf einem Dachboden gelagert – nun erstrahlen sie in neuem Glanz.
Täglich nützen viele Gläubige einen Besuch in der Lourdes-Grotte für ein kurzes Gebet und eine kleine Auszeit, um im Alltag ein wenig innezuhalten.